Einerseits spreche ich ungern über mich, andererseits interessieren mich andere Menschen und Lebensgeschichten. Daher ist es nur fair, anderen Interessierten Informationen zu meinem Werdegang nicht zu verwehren, weshalb der folgende Text entstanden ist.

Die Anfänge

Von Geburt an im Jahr 1975 bin ich hochgradig sehbehindert (gesetzlich blind) und führe seit über 25 Jahren mein Unternehmen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Angefangen hat alles 1998 als hbm (Hilfsmittelberatung Marburg), ein durch die Nähe zur Blista eher chancenloser Versuch. Warum sollten Kunden für eine Beratung schließlich bezahlen, welche die Blista damals noch kostenlos anbot? Eine zufällige Begegnung mit Stefan Deininger im Folgejahr auf der heutigen RehaFair führte schnell zu einem Beratungsstellenvertrag. Offenbar hatte ich ihn eher unbeabsichtigt mit meinem damaligen Wissen in kurzer Zeit beeindrucken können und ich nahm diese Herausforderung an. Als mobile Hilfsmittelzentrale Marburg versorgte ich seitdem viele blinde und sehbehinderte Menschen mit Computern und zugehörigen Hilfsmitteln, dabei konnte ich mich stets erfolgreich den teils schwierigen Herausforderungen stellen. Die Expertise in diesem spezifischen Genre und auch in der Audiotechnik ist seit Kindesbeinen vorhanden. Bereits 1987 bekam ich meinen ersten Homecomputer und ein Jahr später entwickelte ich mit einer Vorlage ein Trainingsprogramm für einen blinden Mitschüler auf Basis eines Papenmeier BRAILLEX C. Im Jahr 1993 erschien der erste Entwurf eines Ratgebers zum Thema Blindenvorlesegeräte, der in 2001 zu einem umfassenden Beratungshandbuch heranwuchs. Diese Texte standen seit 1997 online und wurden anlässlich eines Hilfsmittelvortrags an der Heim-Volkshochschule in Hustedt als Skript gedruckt und ausgegeben. Ab 1997 wirkte ich im Projekt "Experten helfen Behinderten" mit. Nicht nur während dieser Zeit habe ich bei verschiedenen Produktentwicklungen unterstützt und internationale Software und Handbücher ins Deutsche übersetzt.

Seit den 80er Jahren zählte auch die Tontechnik zu meinem Interessensgebiet und so wirkte ich im Landesbildungszentrum für Blinde in Hannover bei einigen schulischen Hörspielprojekten und Aufführungen mit, damals noch an der Bandmaschine und mit Kassetten. Musikalisch war ich seinerzeit ebenso unterwegs, zwei Jahre Orgel- und eineinhalb Jahre Schlagzeugunterricht und stets interessiert an Synthesizern und Kommunikationstechnik. Das blieb in den 90er Jahren auch in Marburg niemandem verborgen und so wurde ich sogar während einer Projektwoche in die Gruppe Schülerzeitung aufgrund meiner technischen Unterstützungsfähigkeit abberufen. Beteiligt war ich außerdem seit 1993 am Projekt "Schulen ans Netz" und entwickelte einen Lehrplan, auf dessen Basis wir mit drei Leuten unsere Mitschüler im Umgang mit E-Mail und Internet schulen durften. Seit 1997 bin ich konsequenterweise Funkamateur (DL7FOS). Nicht fehlen dürfen meine Ausflüge in die öffentliche Verwaltung und Studienzeit, die jedoch inhaltlich wenig zu meinem heutigen Wissensschatz beitragen konnten. Weil allerdings das Auftragsvolumen so groß war, blieb mir zum Studieren am Ende kaum Zeit, zumal es auch keinen Studiengang der Blindentechnik gibt. Im Gegenteil habe ich selbst Vorträge gehalten und war als Sachverständiger bei zwei Gerichtsverfahren geladen worden.

Die Veränderungen

Im Jahr 2005 trennte ich mich von Stefan Deininger, weil mir unter Anderem die Unabhängigkeit wichtig war und BLINtec wurde geboren. Dieses Akronym wurde bewusst so gewählt, weil für mich stets der blinde Mensch und nicht die Technik im Vordergrund steht. Niemand hat schließlich etwas davon, wenn Hilfsmittel zu den eigenen Gunsten verkauft werden, so dass ich meine Kunden genauso behandele, wie ich auch selbst als Kunde behandelt werden möchte. Eine Kooperation mit dem spanischen Unternehmen Code Factory entstand, so dass ich mich in kürzester Zeit zum Marktführer blind bedienbarer Smartphones etablieren konnte. Zu meinem Händlernetz zählten namhafte Hilfsmittelshops und auch große Player der Branche. Schnell wurde mein Name zum Synonym für Mobile Speak. Es müssen mehrere tausend Smartphones gewesen sein, die durch meine Hände gegangen sind.

Trotzdem blieb ich stets flexibel und verfasste journalistische Beiträge und so startete auch 2007 der bis heute existierende merkst.de-Podcast, damals noch unter anderem Namen. Seitdem sich der Firmensitz von Marburg nach Fronhasuen verlagert hat, biete ich den Computerservice für alle Kunden an. Eine schöne Abwechslung war meine zeitweilige Unterstützung als Guide im Dunkelkaufhaus Wetzlar, die mir viele Erkenntnisse im Umgang mit Menschen vermittelt hat, außerdem war ich Vorstandsmitglied des damaligen Gewerbevereins Fronhausen. Diese vielen Möglichkeiten und unschätzbaren Erfahrungen sind wertvoller als es jede monothematische Ausbildung hätte sein können.

Neue Herausforderungen

Als die mobilen Betriebssysteme Symbian von Nokia und Windows Mobile von Microsoft durch Googles Android und Apples iOS abgelöst wurden, brach der Markt schlagartig zusammen, das iPhone und Android wurden zunehmend populärer. Als mich dann 2015 der heutige Bestseller-Autor Peter Grandl (Turm-Reihe, Höllenfeuer, Reset) in seiner Funktion als Chefredakteur des von ihm gegründeten Online-Fachmagazins AMAZONA.de für Musiker entdeckte, verlagerte sich mein Schwerpunkt hin zum Fachjournalisten. Bis heute schreibe ich Ratgeber, Workshops und Tests über Tasteninstrumente und Studioequipment für das Magazin und habe mich zeitweise aus dem Hilfsmittelmarkt zurückgezogen. Beiträge erschienen außerdem in der deutschen Optikerzeitung (DoZ) und Vereinszeitschriften im Blindenwesen. Im Februar 2018 versuchte ich mich am HOFA-College, allerdings fehlte mir dafür am Ende die Zeit und trotz dass ich alle theoretischen Prüfungen bestanden habe, entsprachen die Lehrmaterialien und Praxisaufgaben nicht meinen Erwartungen. Schließlich will ich kein Musikproduzent werden und ein Zertifikat belegt keine Berufserfahrung. Am Ende reichte es für einen Artikel, der die übertriebenen Versprechungen der Barrierefreiheit kritisch betrachtet und einem Workshop bezüglich der Barrieren in der Musikproduktion bei AMAZONA.de.

Auf Basis eines anderen merkst.de-Beitrags über den insolventen Hilfsmittelhersteller BAUM Retec AG wurde im Frühjahr 2018 Gerals Schweitzer auf mich aufmerksam und nutzte meine Expertise zur Entscheidung, ob er das Nachfolgeunternehmen VisioBraille GmbH gründen sollte. Dort wirkte ich einige Jahre im Second-Level-Support mit und unterstützte bei der Entwicklung von Brailleprodukten. Durch die Insolvenz des Stuttgarter Unternehmens Metec AG wurde auch die VisioBraille GmbH mitgerissen und das Arbeitsverhältnis endete somit im Mai 2025. Auf der alljährlichen Fachmesse für Blindenhilfsmittel SightCity konnte ich mir in diesem Jahr fast ausuchen, bei welchen befreundeten Unternehmen ich am Stand hätte unterstützen können, die Rehan Medizingeräte Handels GmbH aus Essen hat war am schnellsten und konnte mich als Fachberater für den Messestand gewinnen. In den Jahren 2008 bis 2013 unterhielt ich mit Code Factory als BLINtec noch eigene Messestände.

Die Gegenwart

Bis heute produziere ich akustische Anleitungen für Blindenhilfsmittel und Unterhaltungselektronik unter der Marke MerkAudio, dazu zählen Auftraggeber wie Olympus, Noxon, Matapo und der Deutsche Hilfsmittelvertrieb gGmbH. BLINtec wurde zu einer reinen Hilfsmittelberatung umgestaltet, so verkaufe ich in der Regel keine Produkte mehr und versorge Betroffenen in freundschaftlicher Zusammenarbeit mit weiteren Unternehmen der Branche. Der Computerservice wird ebenfalls weiterhin angeboten, stellt allerdings nicht den Schwerpunkt dar, weshalb ich je nach Auftragslage nicht alle Kunden sofort bedienen kann.

Ich denke lösungsorientiert und betrachte eine Aufgabenstellung komplex aus verschiedenen Perspektiven, das kommt im Ergebnis meinen Kunden zu Gute. Nachhaltigkeit, Transparenz und Fairness sind mir wichtig. Meine Angebote ruhen auf den Säulen meiner beschriebenen Erfahrungen.

Meilensteine

Stephan Merk